Symposium 2012

Klostermann, Waldschmidt, Friedl:

Große Dichter des Bayerischen Waldes und des Böhmerwaldes

St. Oswald.

Drei der bedeutendsten Schriftsteller des Bayerischen Waldes und des Böhmerwaldes wurden auf einem Symposium, das der Karl Klostermann-Verein Grafenau unter Leitung von Willi.Steger aus Riedlhütte organisiert hatte, im Waldgeschichtlichen Museum einem großen multinationalen Publikum vorgestellt. Dabei wurde ihre Bedeutung für die Völkerverständigung und das Zusammenleben im Böhmerwald auf tschechischer und deutscher Seite gewürdigt. 

Sechs interessante Vorträge über Karl/Karel Klostermann (1848-1923), Maximilian Schmidt "Waldschmidt" (1832-1919) und Paul Friedl .Baumsteftenlenz" (1902-1989) brachten auch für die zahlreichen Kenner und Experten im Publikum noch

eine Erweiterung des Wissens und regten das Interesse derjenigen, die die Dichter bislang nur vom Hörensagen kannten.


Dr. Alfons Maurer, der 1. Vorsitzende des Karl Klostermann-Vereins, freute sich, dass sich unter den Ehrengästen sogar einige Nachfahren der Dichter befanden. Die Moderation des Symposiums hatte Hermann Wellisch aus Zwiesel inne, der die Referate über Karl Klostermann vorstellte. Christa Steger, die Frau des Organisators, übernahm die nicht ganz leichte Aufgabe, den Vortrag des Germanisten Vaclav Maidl aus Prag vorzustellen, der leider verhindert war.


Schon bei diesem ersten Referat wurde die Bedeutung des Dichters als Beispiel eines toleranten und gegen falsch verstan-denen Nationalismus kämpfenden Menschen klar. Klostermann, der im oberösterreichischen Haag geboren wurde, in Böhmen das Gymnasium besuchte, in Wien studierte und später in Pilsen lehrte und arbeitete, wuchs in einer zweisprachigen Umgebung auf. Das Deutsche und das Tschechische durchlebten im Gebrauch und in ihrer Wertigkeit einen Wandel, der auch die politische Situation und Stimmung in der Bevölkerung deutlich macht. Während Deutsch zu Anfang als Amts- und Schulsprache eher höher eingeschätzt wurde, bekam das Tschechische nach und nach eine immer größere Bedeutung. Klostermann, der vornehmlich in Tschechisch dichtete wurde dafür von deutschen Nationalisten heftig angegriffen. Klostermann war ein Vermittler

zwischen den Völkern, die im Böhmerwald friedlich nebeneinander existierten, obwohl er immer betonte, sich als Tscheche zu fühlen.


Diesen Aspekt, der den Dichter so aktuell erscheinen lässt, hob auch der zweite Experte hervor. Dr. Vladimir Horpeniak, Historiker des Böhmerwaldmuseums Kasperke Hory (Bergreichenstein), würdigte Klostermann als Europäer, Sprachgenie und Verfechter der Völkerverständigung .. Einen weiteren wichtigen Aspekt von Klostermanns Werk erläuterte Dr, Horpeniak in ausgezeichnetem Deutsch: die Darstellung von Deutschen, die im Böhmerwald lebten, in realistischer Art und Weise und nicht als romantisierte Geschichten; die Glasmacher und Arbeiter in der Umgebung einer oft feindlichen Natur, die zusammenstehen ohne Ansehen von Nationalität und Sprache. Ein sehr moderner Ansatz, mit dem Karl Klostermann seiner Zeit . wohl um Einiges

voraus war.


Die Referate über den bekannten Dichter Maximilian Schmidt genannt "Waldschmidt " hielten Dr. Werner-Walter Richter aus Eschlkam und Dr. Hans Aschenbrenner aus Neukirchen bei Hl. Blut. Neben der Vorstellung des Werkes und 'Wirkens von Waldschmidt waren dabei auch die persönlichen Geschichten der beiden Referenten interessant. Der Vater von Werner Richter, der im Krieg nach Eschlkam kam, fand durch ein Stück Literatur Maximilian Schmidts nach der Gefangenschaft in Frankreich den Weg zurück nach Bayern, um mehr über Waldschmidt zu erfahren. Fasziniert von dem Dichter, der durch sein Werk den

Bayerischen Wald in aller Welt berühmt machte und ein Vorreiter für die touristische Erschließung wurde, gründete Richter den Waldschmidt Verein Eschlkam. Den Vorsitz übernahm sein Sohn Werner Richter nach dem plötzlichen Tod des Vaters, um dessen Arbeit weiter zu führen. Eine nicht ganz einfache Aufgabe für den vielbeschäftigten Arzt. Meist sitze er noch der Nacht an Referaten oder anderer Vereinsarbeit. Jährlich wird auch weiterhin der Waldschmidt Preis vom Verein verliehen.

Dr. Aschenbrenner würdigte Waldschmidts Bedeutung als Volkskundler. Ein Bewahrer von Kultur und Brauchtum war der Dichter, der in über 100 lange verschollenen Bildern bayerische Trachten dokumentierte, deren Trägerinnen und Träger er als erster bei einem großen Umzug vor dem Oktoberfest zusammengeführt hatte. Die Gründung des "Bayerischen Waldvereins" legte den Grundstock für den Fremdenverkehr in der Region.·


Kreisheimatpfleger Karl-Heinz Reimeier und der Verleger Hermann Beiler aus Spiegelau würdigten den Dichter Paul Friedl aus Riedlhütte, den viele der Zuhörer noch persönlich kannten; Als eines von zwölf Kindern wurde. Friedl in eine musikalische Familie hineingeboren. Schon früh verfasste er selbst kleine Lieder und wurde später zu einem Sammler traditionellen Liedgutes. Auch die in seinem literarischen Werk verewigten Berufe und Schilderungen - zum Beispiel von der Holztrift -

bewahren die Geschichte des Bayerwaldes und seiner . Bewohner. Neben vielen Berufen arbeitete Friedl für den Rundfunk und wurde später von Hans Kapfinger zum Leiter des Bayerwald Boten in Zwiesel bestellt. Die Musik und Lieder erfreuten die Symposiums Teilnehmer gemeinsam mit Karl Heinz Reimeier. Eine Vorführung von zwei historischen Filmaufnahmen mit

Paul Friedl rundete den lehrreichen und interessanten Tag ab. Mitgebracht hatte sie Franz Kerschbaum aus Frauenau, der durch seine Biografie über Otto von Habsburg ein umfassendes Wissen über die Geschichte in Böhmen erworben hat und weitergibt.


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Tagungsband des Paul-Friedl-Symposiums 2012
Zusammenfassung der Veranstaltung
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